ALFRED KREMER (1895-1965) IM KONTEXT
mit HM Bachmayer, Maryan, Michel Nedjar und Helmut Rieger

Ausstellungsdauer: bis 16. Mai 2015

Alfred Kremer
Alfred Kremer, ohne Titel, ohne Datum (Nachlass)
Tusche auf Papier, 14 x 21,5 cm



Alfred Kremer (1895 in Regensburg – 1965 in Weilheim i.OB) schuf in seinen letzten drei Lebensjahren, krankheitsbedingt körperlich sehr eingeschränkt, einen umfangreichen Werkkomplex kleinerer Tuschen, die in ihrer Intensität das begrenzte Format in jeder Hinsicht sprengen. Völlig losgelöst von seinem bisherigen Werk, aber auch von künstlerischen Strömungen in der Zeit gelang ihm in einer radikal reduzierten, von Vorbildern freien Bildsprache der „Aufbruch in neue Dimensionen“ (Andreas Franzke). Eine solche Unabhängigkeit kennzeichnet auch die bildnerische Arbeit von Maryan (1927 in Nowy Sącz – 1977 in New York City), Helmut Rieger (1931 in Neisse/Oberschlesien – 2014 in München), Hans-Matthäus Bachmayer (1940 in Bayersoien – 2013 in München) und Michel Nedjar (*1947 bei Paris).

Obgleich die genannten Künstler zeitlich, geographisch und auch stilistisch in größtenteils völlig unterschiedlichen Kontexten zu verorten sind, ist intuitiv eine große Nähe zwischen ihnen spürbar. Sucht man nach Ursachen für dieses anfängliche Gefühl, erschließt sich nicht zuletzt eine zentrale Gemeinsamkeit. So steht der Mensch bei allen im Zentrum der künstlerischen Auseinandersetzung, wobei es nicht um sein narratives Abbild geht, sondern um das teils schmerzhafte Ergründen seiner animalischen, erotischobsessiven und zerstörerischen Wesenhaftigkeit. Der formale Rückgriff auf archaische Ausdrucksformen (wie zum Beispiel die Maske) ist dabei mehr als reines Mittel zum Zweck, impliziert er doch unmittelbar auch inhaltlich die Suche nach diesen Urbildern des Seins. Jean Dubuffet hat Werke von Michel Nedjar in seine Art Brut-Sammlung aufgenommen. Ohne den Begriff zu weit zu dehnen, könnte man auch die anderen Positionen darunter subsumieren.